Was macht sie jetzt? Sie filmt!

Jedes Jahr setze ich mir ein Ziel. Ein persönliches Lernziel, in das ich Energie, Liebe und Zeit investiere, um meine Fotografie und natürlich auch mich selbst einen Schritt weiter zu bringen. So habe ich zum Beispiel Sprachen gelernt, mich mit Fotografie-Workshops und Bildbearbeitung-Kursen weiter gebildet, habe vor sehr vielen Jahren mit mehr oder weniger Erfolg das Segelfliegen gelernt, habe mich neben meinem Beruf, weil es eben gut zusammen passt, auch noch als Visagistin und Makeup-Artist ausbilden lassen.

Vor Kurzem habe ich mir in einer meiner schlaflosen Nächte vorgenommen, als Nächstes das Filmen zu lernen. Jawoll, das Filmen. Ich habe noch nicht einmal den Ansatz einer Idee, wie ich dieses neu zu erwerbende Wissen mit meinem Fotografie-Alltag in Einklang bringen werde, aber für den Moment will ich es einfach lernen. Und für später will ich es dann können. Irgendwann.

Schnelle Erfolge sind dem Menschen grundsätzlich lieber, als jene, die auf sich warten lassen. Mir geht es da nicht anders. Also brauche ich bei neu gesetzten Zielen einen ausgefeilten Plan, mit dem ich meinen inneren Schweinehund überliste. Wenn sich Erfolge nämlich nicht binnen der ersten Wochen einstellen, beginnt meine persönliches Exemplar entsetzlich zu bellen und sowohl mein Durchhaltevermögen, als auch meinen durchaus vorhandenen Ehrgeiz mit seinen gemeinen Reisszähnen zu zerfleischen.  

Damit dies beim Projekt „Filmen lernen“ nicht passiert, habe ich also den Plan geschmiedet, zunächst mit einem unverhältnismässig grossen Aufgebot an Vorbereitungen, Ideen, Schauspielern und Locations anzufangen. Auf diese Weise – so lautet der Anti-Schweinehund-Plan – würde ich das Rohmaterial in jedem Fall einmal erstellen und im Anschluss auch auf jeden Fall auch schneiden müssen! Schon alleine aus Verpflichtung gegenüber meinen Schauspielern und den guten Seelen, die mir bei den Filmszenen selbst geholfen haben. 

Meine liebe Kollegin Beatrice Mendelin hat sich als professionelle Maskenbildnerin bereit erklärt, mich mit Ihrer Kunst zu unterstützen. Auf Beatrice bin ich sehr stolz. Sie ist ein Ass in der Branche, wird immer wieder für grosse Filmprojekte gebucht. Die Liste ihrer Referenzen liest sich wie das Who-is-Who der Politiker- und Film-Szene. Meine Schauspieler/innen haben ebenfalls alles gegeben. Daniel Hensch als Hauptdarsteller hat mich mit seiner Performance restlos überzeugt. Meine grossartigen Nebendarstellerinnen und Models Sheila Suter, Valentina Stipic sowie die Schauspielschülerin  Corina Good haben nicht nur grossartige und überzeugende schauspielerische Arbeit geleistet, sondern durch ihre gute Laune und ihre sympathische Art ihren Drehtag auch zum Erlebnis für uns alle gemacht.

Nicht zuletzt setzte natürlich wie immer meine gute Seele Tjark dem Ganzen das Krönchen auf. Vom Chauffeurdienst bis zum Aufbau des Sets, vom Schnapsflaschen besorgen bis zum leiblichen Wohl meiner Helfer – mein Ehemann sorgt für das Aussenrum, ohne das ein solches Projekt schlicht nicht möglich wäre… Die ersten Szenen habe ich im Kasten. Und ganz nebenbei sind bei meinen ersten Drehs auch ein paar Fotos entstanden. Wenn ich meinen Freiwilligen weder eine Gage bieten kann, noch die Aussicht auf einen professionellen Output, dann sollen Sie doch wenigstens ein paar Fotos haben.

Schritt zwei ist, mir irgendwo jemanden zu suchen, der bereit ist, mich unverblümt, prägnant und effektiv mit dem Thema „Filmschnitt“ vertraut zu machen. Logisch kann man an einem Tag nicht eine Sache lernen, für die wirklich gute Leute eine Berufsausbildung und viele Jahre Praxis haben müssen, um wirklich gut zu sein. Das ist wie in der Fotografie. Aber ich suche jemanden, der mein durch die Fotografie durchaus vorhandenes Grundwissen mit einbezieht und mich mit seiner Begeisterung ansteckt. Ich schaue und höre mich um in der Branche. Es gibt gute Schulen, die Gruppenkurse anbieten. Gruppenkurse mag ich nicht. Manchmal muss man da eine Frage stellen und traut sich dann nicht, weil man befürchtet, die anderen in ihren Lernfortschritten aufzuhalten. Und in einer Gruppe muss der Dozent eben immer einen Mittelweg finden und schauen, dass er die verschiedenen Levels an Vorbildung unter einen Hut bekommt. Wie schwer das sein kann, weiss ich aus den Workshops für Fotografie, die ich selbst bereits habe geben dürfen.

Damit ich meine Zeit so effektiv wie möglich nutzen kann, entscheide ich mich für ein Filmschnitt-Einzelcoaching und finde Adrian von Sparr. Adrian entpuppt sich nicht nur als Vollprofi in Premiere Pro, sondern auch als unglaublich sympathischer Gesprächspartner der mich genau da abholt, wo ich stehe: Er versteht meine Begeisterung, kann den Willen zum Lernen nachvollziehen und reisst mich mit in eine mir bis dahin völlig fremde Welt. Wir beginnen an einem Sonntag um 11 Uhr, weil wir beide vor dem fünften Kaffee noch nicht wirklich etwas taugen. Als wir wieder auf die Uhr sehen, ist es 23 Uhr an Abend. So muss es sich anfühlen, das Lernen. Dann ist es richtig.

Seither schneide und verwerfe ich, weil mir das Ergebnis immer noch ein wenig zu unvollkommen ist. Ich lerne. Lernen dauert lange, wenn man es richtig machen will. Wer hat das eigentlich gesagt, mit den 10000 Stunden die man üben muss, bevor man gut ist?

Immer wieder habe ich Adrian`s Tipps im Ohr. «Kill your Darlings“ hat er gesagt. Es ist in der Filmerei ebenso schwer wie in der Fotografie. Vor mir liegt ein langer Weg, aber ich freue mich drauf! Danke, Adrian, dass du mir den Weg in die Welt des Filmschnitts gezeigt hast!

Danke, Tjark & Beatrice für die Fotos vom Making-off.

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